Quelle:Werner Frese, Der Maerker 1, 2000
Eine
Adelshochzeit märkischer Geschlechter in Münster
im Jahre 1585
1. Zur
sozialen Stellung der Familien von Letmathe
und von Brabeck
Im Jahre 1585 heirateten Schonebeck von Brabeck und
Anna von Letmathe. Die Braut war nach
Peter Trotier1
angeblich das jüngste
und letzte Kind der Eheleute auf
Haus Langen,
nämlich Temmes von Letmathe († 1588)
und Casparas Droste
zu Vischering († 1601), die ihrerseits
1558 die Ehe
eingegangen waren. Anna hatte sieben
Geschwister, unter
denen ihre vier Brüder als Domherren
zu Münster und
Hildesheim den beachtlichen
Rang anzeigen, den
die vormals märkische Familie von
Letmathe auf Langen
im ausgehenden 16. und beginnenden
17. Jahrhundert
einnahm. Annas ältester Bruder
Johann war seit
1577 Domherr zu Münster, resignierte
aber sein
Kanonikat, um 1596 Agnes von Valcke zu
Rockel zu heiraten
und damit die Linie von Letmathe auf
Haus Langen
fortzusetzen2. Der zweite und
bedeutendere
Bruder Heidenreich
von Letmathe († 1625) wurde
1592 münsterischer
Domherr und 1615 zum Domdechant
gewählt; seit 1599
war er auch zu Hildesheim Domherr
und ebendort im
Jahr 1605 Domdechant geworden3. Als
er 1615 die
Domdechanei in Hildesheim resignierte, erhielt
sein jüngerer
Bruder Walter, der dort seit 1594 als
Domherr nachweisbar
ist, diese Dignität. Der jüngste
Bruder Annas namens
Franz zog ebenfalls Nutzen aus
der Resignation
seines ältesten Bruders Johann auf die
münsterische
Domherrenstelle, die dieser im Zusammenhang
mit seiner
bevorstehenden Heirat sicher so terminierte,
dass Franz (geb. 15. Okt. 1575)
die altersmäßigen
und klerikalen
Voraussetzungen zur Übernahme des
Domkanonikats
erfüllte. Franz war bei der Eheschließung
seiner Schwester
Anna erst ein neunjähriger
Knabe, daher muß
die Braut damals älter und mindestens
16jährig gewesen
sein.
Von den drei
Schwestern der Braut lebte Katharina 1582
als Stiftsdame zu Elsey und heiratete 1590 Johann von
Plettenberg. Agnes
war 1595 Stiftsdame zu Langenhorst
(bei Ochtrup) und
ging 1601 mit Wilhelm von Welveldt
die Ehe ein. Nur
Elisabeth blieb ohne stiftische Versorgung.
Sie starb bereits
1605. Das deutet auf eine
schwächliche
Gesundheit hin und ließ sie als Figur einer
planvollen
Familienpolitik der Letmathe auf Langen, die
überall deutlich
wird, nicht in Betracht kommen.
Die Eltern des
Bräutigams Schonebeck von Brabeck
waren Walter von
Brabeck und dessen Frau Kiliane von
Westhofen4.
Der ungewöhnliche Vorname Schonebeck
war in der Familie
über mehrere Generationen üblich,
nachdem Georg von
und zu Brabeck vor 1500 Adelheid
von und zu Schonebeck
geheiratet hatte.
Die Mutter des
Bräutigams,
Kiliane, hatte 1575 von ihrem Bruder das
Haus Letmathe
geerbt und so an die ursprünglich aus
dem Vest
Recklinghausen stammende Familie von Brabeck
gebracht. Gewiss
darf man die Brabecker daher
auch als ein
märkisches Geschlecht bezeichnen, zumal
das Haus über
Jahrhunderte in ihrer Familie verblieb.
Aber eine solche
Charakterisierung wäre viel zu eng für
diese Familie, die
in den folgenden Jahrhunderten auch
in den Stiftern
Münster, Paderborn und Hildesheim reichen
Besitz und und
angesehene Positionen innehatte.
Von Haus Letmathe,
sechs Kilometer westlich von Iserlohn
gelegen und
einstmals Besitz der gleichnamigen
Familie, war Hunold
von Letmathe der Junge, anders genannt
der Schele,
ausgezogen und hatte um 1378 Elseke
von Langen
geheiratet5. Elseke war die
Erbin des gleichnamigen
Hauses Langen im
Kirchspiel Westbevern
(heute Telgte). Die
beiden Eheleute begründeten mit
ihrer
Nachkommenschaft die Linie von Letmathe auf
Langen, die 1702
mit Heidenreich von Letmathe erlosch6.
Mit der Hochzeit
Schonebecks von Brabeck und Annas
von Letmathe rückte
noch einmal, wenn auch nur in
historischer
Erinnerung, das Haus Letmathe in den Mittelpunkt,
weil beide, Braut
und Bräutigam, diesen Sitz
gewissermaßen als
ihren Ursprung ansprechen konnten.
Dies ist unter
beiden Familien zweifellos bekannt gewesen.
Noch mehr verband
jetzt aber beide Geschlechter
die zielgerichtete
Familienpolitik, die eine Versorgung
der Kinder mit
Stifts- und Domkanonikaten im Auge
hatte. Sie ist bei
der Familie von Brabeck ebenso ausgeprägt
wie bei den
Letmathes festzustellen.
Brüder des
Bräutigams waren Domherren zu Münster:
Engelbert von
Brabeck saß seit 1582 im Domkapitel und
wurde kurz vor
seinem Tod († 20. Dez. 1620) zum Domscholaster
gewählt7.
Walter hatte es schon 1577 zum
Paderborner
Domherrn gebracht, wurde dort 1590 Domdechant
und 1592 Dompropst.
In Münster hatte er 1581
ein Domkanonikat
erhalten, das er 1625, kurz vor seinem
Tode, resignierte8.
In diesem Umfeld
dürfte auch die Heirat Annas von Letmathe
einer
familienpolitischen Absicht gedient haben.
Im Nachhinein hat
sich dies jedenfalls bestätigt. Denn
das Braut- und
Ehepaar von 1585 wurde Ursprung der
Linie von Brabeck
auf Haus Brabeck (nordwestl. von
Gladbeck), das
ihnen von ihrem ältesten Bruder bzw.
Schwager Johann von
Brabeck erblich zufiel, als dieser
1607 kinderlos
starb9. Über die Enkelin Kiliane (verheiratet
mit Johann
Christoph von Beverförde-Werries) der
Eheleute Schonebeck
und Anna von Brabeck geb. Letmathe
fiel das Haus Langen
nach dem Tode Heidenreichs
von Letmathe an Bernhard Engelbert Christian
von Beverförde,
Herrn zu Werries und Wemesloh (bei
Otmarsum/NL)
2. Die
Kostenaufstellung über die Hochzeitsfeierlichkeiten
Bevor auf die
Abrechnung über die Hochzeitsfeierlichkeiten11
Schonebecks von Brabeck und seiner Braut näher
eingegangen wird,
soll diese als eine seltene und kulturgeschichtlich
bemerkenswerte
Überlieferung im Wortlaut
zum Abdruck kommen.
Dabei wurde die Konsonantenverdoppelung
von n und t in der Wortmitte und am
Ende vereinfacht
und der heutigen Schreibweise angeglichen,
soweit dies den
Lautwert in der Aussprache
nicht verändert.
Die römischen Ziffern wurden in arabische
umgewandelt,
Bruchteile von Geldeinheiten in den
rechts
ausgeworfenen Spalten im Dezimalsystem ausgedrückt.
Die in der Quelle
benutzten Abkürzungen dal, ß,
d wurden in den
linken Spalten gekürzt als dlr für Taler, ß
als sh für
Schilling, d als den für Pfennig; im Text erscheint
d als den., um
Verwechslungen mit dem Artikel
zu vermeiden.
Andere geläufige Abkürzungen wie z. B.
das gelegentliche
lb als punt und sc für scepel (Scheffel)
sind
stillschweigend aufgelöst worden.
[Außentitel,
zeitgleich mit der Kostenaufstellung vergeben:]
Walter von
Letmate auff der Horsterstraßen zu Münster
berechnet.
– Unterschitliche quitungen von Waltern Lethmate.
[Bl. 1 r]
Rechenungh
der uffgelauffender unkost des brutlichen
eherentages
des edeln und ernvesten Schonnebeck von
Brabecke
zu Schonnebeck als brudgams und der edler
ehr- und
viltugentreicher junfferen Annen van Lethmat
der bruitt
etc.
Item
meister Dideriche, den kock, tlr sh den
bowinkopt,
gegeven – 3,5 –
Item die
stades spellude bowinkopet,
gegeven –
14 –
Item
gegeven Rottger, das er etzliche tide
holp
arbeiden – 3 –
Item
gegeven vor kalck und einen, die
gewittet
und den estrich licke gelacht und
van allen
gemachena [und] uth
den keller
den dreck
geflegen und sunst gearbeidet 1 5 –
Item vor
liem – – 6
Item die
fraw tho Visscherinck is twe maill,
ider reise
eine nacht, hir gewest bie der
frawen von
Lethmate, und 2 pferden 2
nachten
mit den vor knechten bie mir
gehatt, thosamen vor how und haveren – 16 –
Item vor
negel gegeven 10 –
Item
gekregen 4 voder holtz van Langen,
weren 8
mans bie, idern 1 wegge van
3 den. und
1 quart kotz van 4 den. – 4 8
Item
gekofft 2 voder speller holtz vor 2 4 4
Item van
beiden schorsteinen to keren,
gegeven –
5 –
summa
lateris 5 daler 17 sh 6 den
1538.
[Bl. 1 v]
tlr sh den
Item tho
den 7 punt wasses 2 punt
togekofft,
dat punt vor 6 1/2 sh, und
van den 4
torssen de stock da to gedaen
und auch
zu makeloen der waßkerssen,
is tosamen
1 2 –
Item van
den dreck uthtovoren, auch
ethwas vor
der doren hen, gegeven – 2 3
Item vor
ablaten – 2,5 –
Item
gekofft viff verdel hardockes vor – 2,5 –
Item vor
graw poppier – – 6
Item van
den tholast wines und auch ein
kar sandes
to voren gegeven – 4 3
Item
gesant in das huis 7 tunnen kotz van
6 den.,
die tunne vor 2 daler 3 sh, is 14 21 –
Item
darvan to dregen 7
Item noch
3 aem, 8 verdel und 1 quart
weines,
den aem vor 13 1/2 daler, is 44 15 –
Item den
weinschroder, davon uth und
wedder in
to schraden – 6 4
Item
seinen knechten – 1,5 –
Item uth
der kramer huis gehuret
6 bencke,
noch 1 lange banck, 2 brantroden,
2
bratspitte, 3 bratpannen, de kockepanne,
2 rostern,
3 haele, 1 vurschoffel, 1 vurvorcke,
5
taffelen, 14 schragen, 4 schabellen,
5
voettbencke, 1 hundert witte teller,
12
lochters, 3 pipentoten, darto tosamen van – 19 2
Item 7
teller verlaren – – 7
summa
lateris 62 daler 12 sh 7 den.
[Bl. 2 r]
tlr sh den
Item
bothallt vor backegelt und nachgehalet
broit 5 17
–
Item des
beckers knechten und megeden
gegeven –
3 –
Item in
Vossepols huis hefft Adrian van
Enseden,
drost etc., 4 pferde 4 nachten
gehat, von
idern perde die nacht 3 sh, is 1,5 – –
Item
Johann van Brabecke 3 nachten midt
3 pferden,
is 1 3 –
Nortkercke
mit 6 pferden 4 nachten, ider
pfert 3 sh
die nacht tor ruffoderunge, is 3 – –
Item mit
diesen 13 pferden in Vossepals
huis
vervodert 2 molt haveren, dat scepel
6 sh, is 6
– –
Item an
kote verdruncken in Vossepals huis – 4 –
Item
betalt dem scheincker, so vor und
nach holp
aff und andregen, gegeven – 8 –
Item
gegeven den breder – 12 –
Item
gegeven vor 6 romer, die thobracken
weren und
vort van den anderen glasen
tho huren
– 13 2
Item
gegeven van dren pollen und twen
schermen uth
der companie – 3 8
Item den
dorwerder 0,5 – –
Item den
vurbotter, de lange tit bevorns
gearbeidet
– 20 –
summa
lateris 20 daler 11 sh 10 den.
[Bl. 2 v]
tlr sh den
Item den
kleinsnider salffanderde, so lange
gearbeidet
und bevorens alle beddestedden
gesatt,
vort alle taffelen und bencke und
dellen
darunder gelent, auch dat he etzlich
holt und
bredder darumb hadde gekortet 2 5 –
Item
seinen knechte to dranckgelde – 3 –
Item
pastori Lamberti vor die
thosamengevungh
1 rickesdaller, is 1 4 –
Item in
des pastors huis vor eren moie,
deweill
die samengevungh dar gesach,
gegeven –
11 –
Item vor 1
stenen pott, so tobracken was,
und van 11
potten tor huir – 3,5 –
Item van
den saltvatern tor hur – 4 –
Item vor 4
sack kollen und etzliche brende 1 8 –
Item vor 2 swinne viff rickesdaller und
24 sh, is
6 20 –
Item vor
den ossen 16 rickesdaller und
1 ort, und
das vell wedder zurugge, is 18 23 –
Item den
slechters gegeven – 4 4
Item ein
pott vor – 14 –
Item
gekofft 4 verdel van kalve vor – 19 2
Item vor rosenwater – 1 –
Item vor packegarns – – 8
Item den
segeler, das er licentiam gaff der
zusamengiebungh,
unverkundiget und
binnen
hueses 1 goltgulden und
1 rickesdaller 2 10,5 –
summa lateris 34 daler 22 sh 5 den.
[Bl.
3 r] tlr sh den
Item den
deineren in der segelkameren
gegeven –
11 –
Item noch
gekofft 9 potte vor – 16,5 –
Item
Berndt tor Bracht vor 1 voder
bokenholtz
1 4 4
Item van
sunt Antonius broderschupf
gehuret 39
schottelen vor – 3 3
Item noch
23 krose vor – – 23
Item van
den schutten 40 schottelen vor – 3 4
Item der
brudtgam Brabecke hait mit
2 pferden
vom mantage uffn frigtach bei
mir
gehalten, als 4 nachten, van ideren
pferde 2
sh die nacht, is – 26 –
Item an
haveren vervodert 4 scepel, is 1 – –
Item
Heidenreich Droste der junger mit 5
pferden 3
nachten, is 1 6 –
Item an
haveren vervodert 10 scepel, is 2,5 – –
Item
Schedelich mit 6 pferden, davon drei
pferde 2
nachten und 3 pferde 3 nachten
gehalten,
is 1 6 –
Item an
haveren 13 scepel, is 3 6 –
Item
Hinrich van Enseden mit 2 pferden
4 nachten,
is – 16 –
Item an
haveren 4 scepel, is 1 – –
Item
gekofft 1 quart senneps vor – 3 –
Item
gekofft 2 punt 1 verdel swilles,
das punt 4 sh, is – 9 –
Item vor ettick – 5 4
Item vor 1
spint weitz und 1 spint haveren
vor honden1
(handen?) – 4 –
summa
lateris 15 daler 3 sh 8 den.
1 gemeint
sind vermutlich die Hunde der Gäste
[Bl. 3 v]
tlr sh den
Item
Wolterken zu Langen 2 maill ein
mengelen
weines gehalet, is 1 quarte, darto
den kocken
gesant, er die wein uffgestecken
wort, 7 quart, die quart 3 1/2 sh, is 1 4 –
Item 4
rige sipels und 4 kabuis hoveder vor – 7 –
Item
Fennen, die die schottelen waschen,
gegeven –
6 –
Item Elßen
hat 9 tage gearbeidet, gegeven – 10 –
Item
Trinen hatte 14 dage gearbeidet,
gegeven –
18 –
Item vor
bostandt – 10 –
Item vor
brun dock – 3,5 –
Item 1
punt kruttkoken – 2 –
Item vor
kostbeir, so die kocke vor der
gesellschafft
mit den, so ein thovanck
gedaen,
auch mit vor die, so holt gebracht,
auch ander
botten, so wilbraett gebracht
und offt
die nacht geblieben, thosamen
mit auch
den stockvisch, heringe,
schelvische,
aell, so die nachfolgende
frigtach und saterstach vor junckhern und
den
gantzen umbloeff verdaen, alß 5 18 –
Item vor
koet, so bie toten nachgehalet 3 3,5 –
Item van
Albert van Gulich und der
Glandrupeschen
an kruide bo[nen], so dar
was
gehalet 1 2,5 –
Item noch
hebbe ich uthgelacht vor 1 pegel
mosters,
auch an reiden gelde angeteken,
thosamen –
5 10
Item vor
kruittbonen und 2 quarten butterdranckes
luitt
einer zettelen 7 8 –
Item 6
punt prumen van damast, dat
punt 3 sh,
is – 18 –
summa
lateris 21 daler 19 sh 10 den.
[Bl. 4 r]
tlr sh den
Item van
Luttiken Schonnebeck entfangen
40
velthonder, 12 hanen, 6 gense, 4 einten,
1 siden
speckes, 3 schincken, 3 tungen,
3 halve
hovede, 3 stuck rinthfleischs,
3 keisse,
1 vetteken mit botteren, noch
8 hasen;
den knechten tho drankgelde
gegeven –
3 –
Item
Adrian van Enseden 1 kalkuneschen
hanen und
6 velthonder her Walter van
Havickscheitt,
pastor in Corde, gesant
etzliche
gute vissche; den botten gegeven – 2 4
Rorup
gesant 10 velthonder und gude
vissche
Item
Johann van Brabecke gesant
van das
huis Lethmate 1/2 rhee und einen
hinderloeffer
vom wilden swinne; den
botten
gegeven – 6 –
Noch
Johann van Brabecke van Lethmate
gesant 1
ree; den botten gegeven – 6 –
Item van
Langen entfangen 2 siden
speckes, 4
schinken, 4 halve hovede,
4 stuck
rinthfleischs, 4 tungen, 250 eiger,
1 hasen 1
kanineken, 1 hogen keise, noch
viff
hasen, gute verssche vissche, 2 schape,
8 gense,
25 delhonder;
den botten
gegeven – 3 –
Item Bernhardus Raestrup, amptman zu
Borchorst,
1 hasen, Serries van Schedelich
zu den
Oesthave gesant 2 hasen,
2
kalkhunesche honder;
den botten
gegeven – 3 –
summa
lateris 20 sh 4 den.
[Bl. 4 v]
tlr sh den
Johann van
Lethmate, cumptur zu der
Horst, 17
velthonder; den knechte gegeven – 2,5 –
Item der her thumbdechann[t] gesant
10
velthonder; seiner Erw[wurden]
magt
gegeven – 3 –
Item Gerdt
Kock, vaget tho Horstmar,
wegen des
drosten gesant 2 hasen und
viff
velthonder; dem botten – 2,5 –
Noch Gerdt
Kock wegen uffgemelten
drosten
gesant 2 hasen, 2 antvogel,
6
velthonder; dem botten gegeven – 3 –
Noch
wolgemelter Droste van Visscherinck
gesant 1
vett kalff, 1 vett vercken
und 2
swanen
Item die
Droste van der Wolbecke gesant
dem hern thumbscholaster 1 hasen;
dem botten
gegeven – – 23
Item der
her thumbscholaster hat von dem
Ahuis
gesant 1 ree; den botten gegeven – 5 –
Nortkercke
gesant 10 velthonder
Gekoffta:
Item 10
punt canarien suckers gekofft,
dat punt 9
sh, is 3 18 –
Item 1 quarte oliven vor – 9 –
Item 3
punt carinten, dat punt 4 sh, is – 12 –
Item 3
punt caperen, dat punt 4 sh, is – 12 –
Item 1
punt muscq vor – 16 –
Item 1 1/2
punt peppers, vor dat punt
18 sh, is
1 3 –
Item 2
punt confect uff caneill, dat punt
vor 17 sh
8 den., is 1 16 –
summa
lateris 8 daler 17 sh 3 den.
a dies am
linken Rand vor der nachstehenden Aufzählung ausgeworfen.
[Bl. 5 r]
tlr sh den
Item 2
punt confect uff apfel snetlen
van
Oranien, dat punt 12 sh 8 den., is 1 16 –
Iten 1
punt uff mandelen vor – 10 –
Item 2
punt uff annis vor – 20 –
Item 2
punt calanden vor – 20 –
Item dem
smidde, das er vor und
nach
gemacht, gegeven – 21 –
summa
lateris 3 1/2 daler 2 sh 4 den
summa
summarum 192 daler 23 schilling
den daler
to 24 sh
[Am Rand:]
Facit die halffscheit
hirvan 96
daler 1 schiling 10 1/2 den.
Item van
brudes seiten alleine verlacht, tlr sh den
dar der
brudtgam jegen geleich sovill
uißegegeben
hefft. Item den dren stadtz
spellueden
2 rickeßdaler, facit 2 8 –
Item den
beiden kocken 1 rickeßdaler, is 1 4 –
Item den
beiden m[eister] Hermans den
sniders,
so mit gedeinet 1/2 rickeßdaler, is 0,5 2 –
Item
Mauritius den jodden – 22 –
Item Hans
Harpensleger – 22 –
Item den
segeler, das er stipulationem
nam, umbe
den wech, dar gedaen
1 rickeßdaler, is 1 4 –
Item sein w. deiner – 6 –
Item Holter die hillichsboreddungh,
Lethmaten assecuration und Brabecken
resignation
geschreven, vort die
assecuration und resignation to besiegelen,
tosamen 6
1/2 daler, darvan ich wegen
Lethmaten
uthgelacht 3,5 – –
Item den
copisten zu dranckgelde – 6 –
Summa
uffgemeltz 11 daler 2 sh hait der edele
Temme van
Lethmate mich botalet.
Summa
summarum 204 daler 1 sh 9 den
[Bl. 5 v]
Summa summarum aller utgave facit an rickeßdalern 224
rt 15 sh
und 11 den.
Noch
entfangen 11 sh 10 1/2 den van Lethmate.
Bekenne ich,
Walter van Lethmate, van dem edlen und
ernvesten
Temmen van Lethmate zu Langen entfangen
sein edel Liebden quote und annpart, so sein edel
Liebden
davon
zutaxert und zu bozalen ufferlacht ist worden, darvon
ich dan
etzliche verscheidene quitanzien vor und
nach
gegieben, wie ich uffrechnunge entfangen hebbe,
und dieser
seiner edel Liebden zugerechender summen
mich
gentzlich gutter bozalung bodancke. Zu urkundt
dieser
meiner selbst hantschrifft, datum anno etc achtzich
und vive am mitwochen nach dem hilligen sundach
Invocavit.
[auf dem unteren Blattrand:] restert Lethmaten 96
daler
to 24 sh.
3.
Organisation und Ablauf der Hochzeitsfeierlichkeiten
Die Heirat
Schonebecks von Brabeck mit Anna von Letmathe,
bisher noch ungewiß
auf den Zeitraum 1585-1600
datiert12,
hat im Jahre 1585 stattgefunden, und zwar vor
der für
Eheschließungen geschlossenen Fastenzeit. Darauf
weist auch die
Eheberedung hin, von der im Archiv
des Hauses Langen
eine beglaubigte Kopie erhalten geblieben13
und deren
Anfertigung ebenfalls in der Kostenaufstellung
notiert ist. Sie
datiert vom 5. Februar 1585
und ist sicher
wenige Tage vor dem Trauungsakt ausgefertigt
worden. Die
Hochzeit wurde wahrscheinlich am
22. Februar
vollzogen. Dieses Datum ergibt sich mit
großer
Wahrscheinlichkeit aus den Zahlungsterminen
des Brautschatzes,
den die Eltern in drei Jahresraten der
Braut zu geben
versprachen: erstmals zur Zeit der Heimbringung
der Braut und in
den beiden folgenden Jahren
jeweils auf Cathedra Petri (22. Februar). Mit
diesem Termin
erneuert sich
mehrfach nach Jahr und Tag das Hochzeitsdatum.
Dessen Datierung
ergibt sich auch aus der
abschließend
quittierten Abrechnung über die Kosten
der
Hochzeitsfeierlichkeiten, die Walter von Letmathe
mit dem Brautvater Temme von Letmathe am Mittwoch
nach Sonntag »Invocavit« (13. März
1585) vornahm, als
das Fest verrauscht
war und man die entstandenen
Kosten überschaute.
Walter von
Letmathe, der sich mit dem Brautvater die
von der Familie von
Letmathe übernommenen Hochzeitskosten
teilte, war der
Onkel der Braut und lebte als
Bürger zu Münster.
Nach dem Tode seines Bruders
Temme führte er die
Vormundschaft über die 1594 noch
minderjährigen
Kinder Walter und Franz von Letmathe
zu Langen14.
Wenn der letzte Quittungsvermerk wirklich
wie angegeben von
der Hand Walters ist, dann hat er
nach dem
Schriftduktus zu urteilen die gesamte Reinschrift
der
Kostenaufstellung selbst angefertigt,
während die Vorlage
von einer schreibkundigen Person
seines Gesindes
zusammengestellt worden ist. Dies geht
aus einigen
Wendungen in der Kostenaufstellung hervor,
die respektvoll von
den Herrschaften reden, z. B. Item die
fraw tho
Visscherinck is twe maill [...] hir gewest bie der
frawen von
Lethmate (Bl. 1 r). Denkbar wäre freilich
auch, dass die
Reinschrift durch den Rentmeister des
Hause Langen
besorgt worden ist. – Walter hat nicht nur
zur Bestreitung der
Festkosten beigetragen, sondern
auch sein Haus auf
der Hörsterstraße in Münster für die
Hochzeitsfeierlichkeiten
zur Verfügung gestellt.
Die frühe, noch zur
Winterszeit stattgefundene Hochzeit
erklärt die Anfuhr
beträchtlicher Mengen Holz, das zur
Aufwärmung des
Hauses diente, und machte auch die
Anlieferung von
leicht verderblichem Fisch und Wildbret
aus Entfernungen
von zwei bis drei Tagereisen möglich.
Die Hochzeit oder
der Ehrentag, – so heißt es in der Quelle
–, der aus so
angesehenen Familien stammenden jungen
Leute wurde mit
entsprechend großem Aufwand gefeiert.
In der kalten
Jahreszeit war dafür die städtische
Wohnung Walters von
Letmathe eher geeignet als das
auf dem Lande
liegende Haus Langen, das trotz seiner
weiträumigen Anlage
für die große Zahl der erwarteten
Gäste nur wenige
angemessene Wohnräume bot15. Die
Kombination des
Festhauses in Münster mit dem knapp
zehn Kilometer
entfernten elterlichen Haus Langen bot
dagegen
hinsichtlich des Quartiers in der Nachbarschaft
und Nachschubs an
Speisen, Geschirr und qualifiziertem
Personal günstigere
Möglichkeiten.
Die Vorbereitungen
setzten schon einige Tage vor dem
Fest mit einer
gründlichen Reinigung und kleinen Instandsetzungsarbeiten
des Hauses in der
Hörsterstraße
ein.
Da wurden die beiden Schornsteine gefegt
und aus
allen Gemächern bis
zum Keller des Hauses, wie es
heißt, der Dreck
gefegt (Bl. 1r) und weggefahren. (Bl. 1v).
Wenn unmittelbar
und in scheinbarem Zusammenhang
mit der Reinigung
des Hauses für »ablaten« ein ähnlich
hoher Betrag wie
für das Wegschaffen des Drecks gezahlt
wurde, könnte man
an das ›Ablassen‹ einer Sickergrube
denken. Allerdings
müßte es dann im Niederdeutschen
aflaten heißen.
Daher sind, zumal die Aufstellung
nicht konsequent
nach Sachgruppen angeordnet ist,
eher Oblaten
gemeint, die als besonderes Backwerk, z.
B. als Unterlagen
für Konfekt, genutzt wurden.
Um den Estrich oder
Fußboden zu ebnen, wurde Lehm
beschafft, der Kalk
diente dem Weißeln der Räume und
die angefahrene
Karre Sand, soweit er nicht für Reinigungszwecke
benutzt wurde, mag
auf kleinere Maurerarbeiten
und auf sein
Streuen gegen Winterglätte vor der
Haustür hindeuten.
Diese Arbeiten zeigen, dass damals
selbst für einen
gehobenem Haushalt nicht unsere gewöhnlichen
heutigen
Reinlichkeitsmaßstäbe galten. Danach
wurden weitere
Flickarbeiten durch einen Schmied
(Bl. 5 r)
ausgeführt, während ein Kleinschnitzer und sein
Knecht die
Bettstellen für länger bleibende Gäste setzten,
Tische und Bänke
aufstellten und Dielen zum Ausgleich
des Niveaus und als
Fußbänke darunter legten.
Da die Jahreszeit
noch dunkel und kalt war, mußte entsprechend
viel Heizmaterial,
insgesamt sieben Fuder
Holz, darunter ein
Fuder ruhig brennendes Buchenholz
für den offenen
Kamin, beschafft werden. Vier Sack
(Holz-)Kohle und etzliche
brende dürften sowohl für besondere
Zwecke in der Küche
als auch in Kohlebecken
zum Aufwärmen
gedient haben. Hier könnten auch die
aus der Companie
geliehenen Schirme als Schutz gegen
die abstrahlende
Glut gedient haben. Die neun Pfund
Wachs wurden sicher
für die Beleuchtung auf den Tischen
und sonst im Hause
zu Kerzen gezogen, während die
vier Fackeln (Torsten)
draußen zur Begleitung der Gäste
im nächtlichen Dunkel und außerhalb des Hauses dienten.
Für ein so großes
Fest war selbst in dem gewiß wohlhabenden
Haushalt Walters
von Letmathe nicht alles notwendige
Mobiliar und
Geschirr vorhanden.
Das nicht weit
entfernt liegende Krameramtshaus der münsterischen
Kaufmannsgilde bot
da die Möglichkeit, sechs
Bänke, eine lange
Bank, fünf Tische bzw. Tischbretter
(taffelen)
14 Tischböcke (schragen),
vier Stühle (schabellen)
und fünf Fußbänke
gegen geringes Entgelt zu leihen.
Von dort, der St.
Antonius-Bruderschaft und einer
Schützen[bruderschaft],
wo man regelmäßig größere
Mahlzeiten und
Gelage veranstaltete, war auch eine Ergänzung
des eigenen
Tischgeschirrs zu bekommen: hundert
weiße Teller, zwölf
Leuchter, drei Kannen mit pfeifenartigem
Ausguß [mit
Drehhahn] (pipentoten)16,
insgesamt
79 Schüsseln und 23
Bierkrüge (krose). Als
zusätzliche
Küchengerätschaften
entliehen die von Letmathe
aus dem
Krameramtshaus zwei Brandroden, zwei Bratspieße,
drei Bratpfannen,
die Kochpfanne, zwei Roste,
drei Kesselhaken (haele),
eine Feuerschaufel und eine
Feuerforke. Zu den
eigenen Töpfen wurden elf hinzu geliehen
und zehn weitere
gekauft, auch eine unbestimmte
Zahl von
Salzfässern. Nicht nur schlichte Gläser kamen
von dritter Seite,
sondern auch edlere Trinkgefäße, denn
unter dem
zerbrochenen Geschirr stehen auch sechs
Römer auf der
Verlustseite.
Bemerkenswert ist
die Beschaffung von fünf Viertel
Haartuch, das
sicher als Filtersieb für Suppen und Soßen
genommen wurde. Ob
es mit dem braunen Tuch und
grauen Papier
dieselbe Bewandtnis auf sich hat, muß
hier offen bleiben.
Unter den beschafften Materialien
fällt noch eine
Position für Rosenwasser (Bl. 2 v) auf, das
vielleicht zur
Übertönung weniger angenehmer Düfte
und Gerüche genutzt
wurde.
Die Speisen und
Getränke kamen – teils als Geschenke –
in einer solchen
Fülle zusammen, dass sie hier für einen
Überblick am besten
rubriziert werden. Brot, wenngleich
es nicht
mengenmäßig erfaßt worden ist, – es mußte
nachgeholt werden,
– hat sicher einen bedeutenden
Platz unter den
Speisen gehabt. Zweifel an der Vorrangstellung
des Brotes könnten
freilich die beträchtlichen
Mengen an Fleisch
wecken, die detailliert aufgelistet
werden.
An Getränken
standen den Gästen drei Ohm, acht Viertel
und neun Quart Wein
(etwa 494 Liter) und sieben
Tonnen (etwa 1064
Liter) gehaltvollen Biers zur Verfügung.
Für Boten,
Überbringer von Gaben, Gesinde und
Knechte gab es
dünneres Bier17. Die zwei Quart
Butter-
trank dürften eher
in der Küche für die Zubereitung von
Speisen gebraucht
denn als Getränk genossen worden
sein. An Gemüse und
Gewürzen kaufte die Küche zusätzlich:
vier Kabusköpfe,
Krautbohnen in unbestimmter
Menge, vier Reihen
Zwieben, 2 1/4 Pfund swilles, ein
Quart Senf, ein
Pegel Mostert, Essig, und – delikater: drei
Pfund Kapern, ein
Pfund Muskat (muscq), anderthalb
Pfund Pfeffer und
ein Quart Oliven.
An Fleisch aus
häuslicher Tierhaltung konnten die Köche
zurückgreifen auf
einen Ochsen, sieben Stück Rindfleisch,
ein fettes Kalb,
vier Viertel vom Kalb, sieben (Rinder-)
Zungen, zwei
Schweine, ein fettes Ferkel, sieben
halbe Schweinsköpfe
(halve hovede), sieben Schinken,
drei Seiten Speck
und zwei Schafe.
Das Geflügel,
darunter
zwei Schwäne, die
unter Kennern auch heute als besonders
schmackhaft gelten,
entstammte größtenteils
der freien
Wildbahn, nämlich 114 Feldhühner, zwölf
Hähne, vierzehn
Gänse, sechs Enten, drei Truthähne
(kalkunesche
hanen) und 25 delhonder.
An Wildbret, dies
ausnahmslos
geschenkt, gelangten auf den Bratspieß
oder in den Topf
und auf den Bratrost 22 Hasen, ein Kaninchen,
eine Hinterkeule
vom Wildschwein und 2 1/2
Rehe. Außerdem
wurden als Geschenke von drei Seiten
in unbestimmter
Zahl gute, frische Fische, ferner Stockfisch,
Heringe,
Schellfisch und Aal gebracht. An Milchprodukten
liefen ein drei
Käse, ein Fäßchen Butter und
ein hoher (hoger)
Käse und schließlich 250 Eier. Dass
Köche, die ihre
Kunst verstehen, aus dieser Fülle auch
für verwöhnte
Gaumen etwas zaubern konnten, braucht
nicht weiter
erläutert zu werden.
Die Hauptgänge
wurden garniert oder abgerundet mit
außergewöhnlichen
und kostbaren Konfekten und
Leckereien. Daher
waltete dabei nicht die Großzügigkeit
wie beim Fleisch.
Gekauft wurden sechs Pfund Feigen
(prumen
van Damast), zehn Pfund Kanarienzucker, drei
Pfund Korinthen,
zwei Pfund Konfekt auf Caneill,
zwei
Pfund Konfekt auf
Orangenscheiben, ein Pfund Konfekt
auf Mandeln, zwei
Pfund Konfekt auf Anis und zwei
Pfund Koriander (calanden),
das als Mittel gegen
schlechten
Mundgeruch nach Weingenuß, aber auch als
Aphrodisiakum galt.
Bei den
beträchtlichen Fleischmengen und den vermutlich
bereits
geschlachteten, aber noch in ihrer Decke befindlichen
Tieren – erinnert
sei an den Ochsen, dessen
zurückgegebenes
Fell verrechnet wurde – Wildbret und
Geflügel, fragt man
nach dem Gesinde, das für dessen
Versorgung und
Verarbeitung zuständig war. Da lassen
sich zwei
Schlächter bzw. Metzger feststellen, zwei
Köche, von denen
Meister Dietrich ausweislich der Rechnung
von außen berufen
und bei seiner Einstellung ein
Weinkaufgeld
erhielt, ein Bäcker und seine Knechte, die
mindestens
zeitweise zur Verfügung standen, ein breder,
der wohl die
Gerichte vor ihrem Auftragen tafelfertig zubereitete
und garnierte, ein
Weinschrader und seine
Knechte, die den
Wein lieferten, und ein scheincker,
der
die Getränke, Wein
und Bier, vielleicht auch Speisen an
der Tafel
servierte.
Die Magd Fenne
spülte Töpfe und
Geschirr und dürfte
sich wie Else und Trine, die zusammen
23 Tage in Arbeit
standen, auch am Rupfen des
kaum überschaubaren
Geflügels beteiligt haben.
Es ist kaum
vorstellbar, dass sie mit dem üblichen Hausgesinde
allein diese
Arbeiten bewältigten, und man ist
geneigt, den
Rechnungsposten vor bostand als
Ausgabe
für den Beistand,
ganz junge Hilfskräfte, zu deuten.
Unter dem
entlohnten Personal werden auch zwei Meister
Hermanns de
sniders, so mitgedeinet erwähnt.
Mögen sie auch als
Schneider zunächst in ihrem Fach
Kleider für das
Brautpaar, deren Eltern und Geschwister
angefertigt oder
wieder hergestellt haben, in der eigentlichen
Festrechnung, die
Temme und Walter von Letmathe
gemeinsam
übernahmen, werden sie für ihre allgemeine
Mithilfe entlohnt.
Die vielen Boten und die nur
temporär
arbeitenden Leute, wie die Holzfuhrknechte
und
Biertonnenträger, werden hier übergangen, aber
zwei verdienen
erwähnt zu werden: zunächst der Feuerböter
(vurbotter),
der dafür zu sorgen hatte, dass in Kaminen
und Kohlebecken in
Haus und Küche Holz nachgelegt
wurde, und dann der
Türhüter (dorwerder),
der
nicht nur die Gäste
einließ und als erster empfing, sondern
sicher auch aufdringliche Gaffer und Bettler,
unberufene
Gäste und kleine
Diebe fernhalten sollte.
Eine Hochzeit ohne
Musik ist undenkbar. Als Musikanten
engagierte man in
Münster und anderwärts die städtischen
Spielleute, meist
Blechbläser. In der Stadt Telgte
durften
beispielsweise auf Hochzeiten allenfalls drei
Spielleute
auftreten, die zusammen, – so hatte es die
städtische
Obrigkeit festgesetzt –, mit höchstens anderthalb
Reichstaler
entlohnt werden durften18. Von den drei
städtischen Musikanten,
die die Hochzeitsgesellschaft
Brabeck-Letmathe
unterhalten hatten, wurde ein jeder
mit 22 Schilling
ein wenig besser entlohnt. Sicher gehörten
zu den Musikanten
und Unterhaltungskünstlern des
Festes auch
Mauritius der Jude und Hans Harpensleger
(Bl. 5 r), die mit
dem gleichen Betrag wie die Spielleute
entgolten wurden.
Harpensleger heißt schließlich nichts
anderes als
Harfenspieler.
Der eigentliche
kirchliche Trauungsakt fand nicht in der
Kirche statt,
sondern im Hause des Pastors von St. Lamberti,
zu dessen Pfarrei
ein Teil der Hörsterstraße gehörte.
Auch die Zeremonie
im Haushalt des Pastors ging
nicht ohne Aufwand
vonstatten, denn das Gesinde des
Pfarrers erhielt
für seine Mühe eine Belohnung. Seit dem
1563 geschlossenen
Konzil von Trient sollten Heiraten im
Angesicht der
Kirche (»in facie ecclesie«), nicht in Privatwohnungen,
geschlossen und in
Kopulationsbüchern
aufgezeichnet
werden.
Wer es anders
halten und zuhause
die Ehe einsegnen
lassen wollte, brauchte dazu die
Erlaubnis des
zuständigen Archidiakons. In diesem Fall
wurde eine
Ausnahmegenehmigung, wenn nicht ausgesprochen,
so doch durch den
Siegler des Domkapitels besorgt,
was keine
Schwierigkeit bei den guten Beziehungen
beider Familien zum
Domkapitel bereitet haben
dürfte, aber doch
auch gut entgolten werden mußte.
Selbst für die
Diener der Siegelkammer fiel dabei ein
Trinkgeld ab.
Ein ansehnliches
Entgelt kam ferner dem Notar zu. Er
fertigte den
Ehevertrag der Brautleute aus, die vertragliche
Zusicherung des
Vaters Temme von Letmathe über
die Einhaltung des
Brautschatzes für seine Tochter und
brachte schließlich
auch die Verzichtleistung Schonebecks
von Brabeck auf
andere als in der Eheberedung
zugesicherte
elterliche Güter zu Papier und beglaubigte
sie.
Als Mitgift gaben
die Eltern ihrer Tochter Anna ein beträchtliches
Kapital mit, und
zwar tausend Gulden in der
Zeit der
Heimbringung, weitere tausend Gulden nach
Ablauf eines Jahrs
und schließlich tausend Reichstaler
nach Ablauf eines
weiteren Jahres, jeweils auf Cathedra
Petri, das auf den
22. Februar fällt. Ferner statteten sie
ihre Tochter mit
Kleidern und Kleinodien so aus, dass sie
bei freudigen und
betrübten Anlässen in der beiderseitigen
Verwandtschaft in
Ehren – standesgemäß – erscheinen
konnte. Aus dem
Ehevertrag ist auch zu erfahren,
dass der Bräutigam
5000 Reichstaler erhalten und sich
mit seiner jungen
Frau auf dem Hause (Klein-)Schonebeck
niederlassen
sollte. Das Haus war durch die Heirat
der Erbtochter
Alheit von Schonebeck mit Georg von
Brabeck [um 1550]
an die Familie Brabeck gefallen19 und
erklärt den zum
Vornamen des Bräutigams gewordenen
Geschlechternamen.
Wieviel Gäste
erschienen auf der Hochzeit und wie lange
dauerte sie? Wenn
man rechnet, dass Wolter von Letmathe
hundert weiße
Teller aus dem Krameramthaus entlieh,
weitere Teller in
seinem Haushalt vorhanden und
andere vielleicht
vom Hause Langen kamen, darf man
getrost etwa 130
bis 140 Gäste ansetzen. Eine noch
höhere Anzahl von
Geladenen würde auch die Kapazität
eines großen
städtischen Hauses erschöpfen.
Das Fest dürfte
drei bis vier Tage gedauert haben. Denn
es heißt (Bl. 3 v),
dass der Fisch am darauf folgenden Freitag
und Samstag von den
Junkern und ihrer Gesellschaft
verzehrt worden
sei. Danach zählte zumindest schon der
Donnerstag als Tag
der Hochzeitsfeier.
Dieser Donnerstag
war nach unseren
Berechnungen das Fest Cathedra
Petri (22. Febr.),
der Tag, an dem das Brautpaar sich nach
Haus Schonebeck
zurückzog (Heimbringung der Braut),
das nicht weiter
von Münster entfernt lag als Haus Langen,
nur westlich von
Münster. Demnach dürfte die eigentliche
Hochzeitsfeier am 21. und 22. Februar
in
großer Gesellschaft
begangen worden sein, während am
folgenden Freitag
und Samstag noch ein Teil der Gesellschaft
(junckhere
und der gantze umbloeff) nach- oder
weiter feierte. Und
weil der Freitag ein Fasttag war, wurden
ihnen Fischspeisen
gereicht.
Zu den Gästen
zählten natürlich diejenigen, die so üppig
zur Küche
beigetragen hatten. Sie alle können als Verwandte
des Brautpaares
identifiziert werden. Während
ihrer Anwesenheit
wurden ihre Pferde zwei oder gar vier
Nächte in einem
benachbarten, nämlich Vossepols Haus,
untergebracht.
Es handelt sich um die Frau von
Vischering
(2 Pferde – 2
Nächte), sicher die Schwägerin Temmes
von Letmathe, um
Heidenreich Droste den Jungen
(3 Nächte – 5
Pferde), Johann von Brabeck (3 Pferde – 3
Nächte) – den
vermutlichen Bruder des Bräutigams –,
ferner um Adrian
von Ense (4 Nächte – 4 Pferde), Heinrich
von Ense (4 Nächte
– 2 Pferde) und [Serries] von
Schedelich (2
Nächte – 3 Pferde).
Im Hause Vossepol
hat auch der Bräutigam selbst für 4 Nächte 2 Pferde untergestellt.
Die Fütterung
dieser Pferde mit Hafer ging natürlich
auf Rechnung der
gastgebenden Gebrüder Temme
und Wolter von Letmathe.
Wahrscheinlich haben
die einen oder anderen Gäste
auch Hunde
mitgebracht, auf deren Futter wir den Posten:
Item vor 1
spint weitz und 1 spint haveren vor honden
(Bl. 3 r) beziehen
möchten, soweit sie nicht aus dem
reichlichen
Küchenabfall gefüttert wurden.
Die engsten Verwandten,
die in der Kostenaufstellung
als Geschenke
gebende Gäste erscheinen, unterzeichneten
nebst den
Brautleuten auch den oben erwähnten
Ehevertrag von
Brabeck – von Letmathe. Auf Seiten des
Bräutigams waren
dies der verschwägerte Walter von
Havkenscheidt20,
der zum Konvent des Prämonstratenserstifts
Cappenberg zählte
und als Pastor zu Coerde
fungierte, Nikolaus
von Rodorp, Johann von Brabeck,
Walter von Brabeck,
Domherr zu Münster, Jürgen von
Brabeck, Statthalter des Vests Recklinghausen, sowie
Adrian von Ense,
Droste des fürstbischöflich-münsterischen
Amtes Stromberg.
Auf Seiten der
Braut unter-
schrieben nach ihr
der Vater Temme, Heinrich Droste,
Domscholaster zu
Münster, Heidenreich Droste zu Vischering
d. Ä. und der
jüngere Heidenreich, Amtsdroste
zu Horstmar und
Ahaus, Serries von Schedelich zum Osthof
und Dietrich
Nordkirchen zu Westhausen21.
Zusammenfassend
läßt sich sagen, dass eine auf den ersten
Blick anscheinend
belanglose Rechnung sich bei
näherer Durchsicht
als eine kulturgeschichtlich hochinteressante
Quelle entpuppt,
die zum Festessen und zum
Ablauf einer
Hochzeit in Adelskreisen des ausgehenden
16. Jahrhunderts
recht aussagekräftig ist.
4.
Worterläuterungen zur Quelle
bowinkopen einen
(Arbeits-)Vertrag mit
einem Handgeld
bestätigen
spellude
Spielleute, Musikanten
gewittet geweißelt
licke gelacht eben
gemacht, geebnet
liem Lehm
how und haveren Heu und Hafer
voder Fuder
wegge Wecken,
kleines Brot
kot Keut, Bier
speller holtz
gespaltenes Holz
wass Wachs
waßkerssen
Wachskerzen
uthtovoren
auszufahren
dor Tür
ablaten Oblaten als
Backwerk (?)
hardock härenes Tuch zum Sieben
bzw. Ausfiltern von
Flüssigkeiten
tholast wines
Weinfass besonders großen
Ausmaßes
kar Karre
dregen tragen
aem Ohm, Hohlmaß
(ca. 150 Liter)
quart Quart, Hohlmaß (1,3 Liter)
verdel Viertel = 4
Quart
winschroder
Weinschröder, s. schraden
schraden Weinfässer
mittels Leiterbäumen
auf- und abladen
huren (gehuret)
heuern, mieten
brantrode
Brandblock; eiserner Bock
zum Auflegen der
Brandscheite
bratspitte
Bratspieße
kockepanne
Kochpfanne
hael Kesselhaken
vurschoffel
Feuerschaufel
vorvorcke
Feuerforke
taffelen
Tischplatten, Tische
schragen tragender
Tischuntersatz mit
gekreuzten Beinen,
Tischbock
schabellen
Brettstuhl mit Rückenlehne
und schräg
abstehenden
Beinen
voettbencke Fußbänke
lochters Leuchten
pipentoten Gefäße
zum Ausschenken mit
gekrümmtem Schnabel
verlaren verloren,
verlustig, abhanden
bothallt bezahlt
megede Mägde
ider(n) jeder,
jedem
ruffoderunge
Rauhfutter
scepel Scheffel,
Hohlmaß insbesondere
für Getreide
scheincker
Ausschenker, Aufwärter für
die Getränke
breder Zubereiter
romer Römer,
kostbares, feines
Trinkgefäß aus Glas
thobracken
zerbrochen
polle Pfühle,
Kissen
scherme Schirme,
(Ofenschirme)
dorwerder Türwärter
vurbotter
Feuerböter, Feuerheizer
kleinsnider
Kleinschreiner, Tischler
salffanderde selbst
und ein anderer, also:
zu zweit
beddestedden
Bettstellen
dellen Dielen für
den Fußboden,
Bretter
thosamengevungh
Zusammengebung, Trauung
moie Mühe
gesach geschah
saltvater
Salzfässer, -fässchen
kollen Holzkohle
slechter
Schlachter, Metzger
packegarn Garn,
Bindfaden
segeler Siegeler
(Domherr), der hier
die Lizenz für die
Trauung
ausstellt
deinere Diener,
Bedienstete
segelkammer
Siegelkammer,
Dienstgebäude des
Siegelers
broderschupf
(Schützen)bruderschaft
schottelen
Schüsseln
krose Bierkrüge,
Trinkkanne
schutten Schützen
sennep Senf
swilles Hefe (?)
ettick Essig
spint Spind, Hohlmaß
mengelen kleines
Maß für Flüssigkeit,
insbes. für Wein
sipels Zwiebeln
kabuis hoveder
Kohlköpfe
bostandt Beistand,
Hilfe
dock Tuch
kruttkoken
Gewürzkuchen
thovanck
mitgebrachte Zugabe
(für die Küche ?)
saterstach Samstag
bie toten Toten =
Name eines Bierbrauers
oder Krämers?
kruide Kraut,
kruide bonen –
Krautbohnen
pegel Hohlmaß (mit
Messknöpfen,
-ringen zum Ablesen
der
Menge)
moster Mostrich, Senf
an reiden gelde an
barem Geld
luitt laut
prumen van damast
Pflaumen von Damaskus,
wohl Datteln
halve hovede halbe
(Schweins)köpfe
vetteken Fäßchen
kalkunescher han
welscher Hahn, Truthahn
velthonder
Feldhühner; Ggs. delhonder
eiger Eier
verssche vische
frische Fische
delhonder Hühner,
die auf der Diele,
Tenne gehalten
werden
cumptur Komtur (der
Deutschordenskommende
Horst)
vaget Vogt,
Amtsvogt
antvogel Wildenten
canarien sucker
Rohrzucker, meist aus Westindien
u. den kanarischen
Inseln
carinthen Korinthen
muscq Muskat
caneill canella =
Zimt, Zimtstangen
apfel snetlen van
Oranien Orangenscheiben
calanden Koriander
halffscheit Hälfte
verlacht ausgelegt
jodde Jude
stipulatio
(Ehe-)Vertrag
hillichsboreddungh
Ehevertrag
assecuration
schriftliche Zusicherung,
Versicherung
resignation
Verzicht, Auflassung
annpart Anteil
quitanzien
Quittungen