Quelle:Werner Frese, Der Maerker 1, 2000

 

Eine Adelshochzeit märkischer Geschlechter in Münster

im Jahre 1585

 

 

1. Zur sozialen Stellung der Familien von Letmathe

und von Brabeck

Im Jahre 1585 heirateten Schonebeck von Brabeck und

Anna von Letmathe. Die Braut war nach Peter Trotier1

angeblich das jüngste und letzte Kind der Eheleute auf

Haus Langen, nämlich Temmes von Letmathe († 1588)

und Casparas Droste zu Vischering († 1601), die ihrerseits

1558 die Ehe eingegangen waren. Anna hatte sieben

Geschwister, unter denen ihre vier Brüder als Domherren

zu Münster und Hildesheim den beachtlichen

Rang anzeigen, den die vormals märkische Familie von

Letmathe auf Langen im ausgehenden 16. und beginnenden

17. Jahrhundert einnahm. Annas ältester Bruder

Johann war seit 1577 Domherr zu Münster, resignierte

aber sein Kanonikat, um 1596 Agnes von Valcke zu

Rockel zu heiraten und damit die Linie von Letmathe auf

Haus Langen fortzusetzen2. Der zweite und bedeutendere

Bruder Heidenreich von Letmathe († 1625) wurde

1592 münsterischer Domherr und 1615 zum Domdechant

gewählt; seit 1599 war er auch zu Hildesheim Domherr

und ebendort im Jahr 1605 Domdechant geworden3. Als

er 1615 die Domdechanei in Hildesheim resignierte, erhielt

sein jüngerer Bruder Walter, der dort seit 1594 als

Domherr nachweisbar ist, diese Dignität. Der jüngste

Bruder Annas namens Franz zog ebenfalls Nutzen aus

der Resignation seines ältesten Bruders Johann auf die

münsterische Domherrenstelle, die dieser im Zusammenhang

mit seiner bevorstehenden Heirat sicher so terminierte,

dass Franz (geb. 15. Okt. 1575) die altersmäßigen

und klerikalen Voraussetzungen zur Übernahme des

Domkanonikats erfüllte. Franz war bei der Eheschließung

seiner Schwester Anna erst ein neunjähriger

Knabe, daher muß die Braut damals älter und mindestens

16jährig gewesen sein.

Von den drei Schwestern der Braut lebte Katharina 1582

als Stiftsdame zu Elsey und heiratete 1590 Johann von

Plettenberg. Agnes war 1595 Stiftsdame zu Langenhorst

(bei Ochtrup) und ging 1601 mit Wilhelm von Welveldt

die Ehe ein. Nur Elisabeth blieb ohne stiftische Versorgung.

Sie starb bereits 1605. Das deutet auf eine

schwächliche Gesundheit hin und ließ sie als Figur einer

planvollen Familienpolitik der Letmathe auf Langen, die

überall deutlich wird, nicht in Betracht kommen.

Die Eltern des Bräutigams Schonebeck von Brabeck

waren Walter von Brabeck und dessen Frau Kiliane von

Westhofen4. Der ungewöhnliche Vorname Schonebeck

war in der Familie über mehrere Generationen üblich,

nachdem Georg von und zu Brabeck vor 1500 Adelheid

von und zu Schonebeck geheiratet hatte.

 

 

 Die Mutter des

Bräutigams, Kiliane, hatte 1575 von ihrem Bruder das

Haus Letmathe geerbt und so an die ursprünglich aus

dem Vest Recklinghausen stammende Familie von Brabeck

gebracht. Gewiss darf man die Brabecker daher

auch als ein märkisches Geschlecht bezeichnen, zumal

das Haus über Jahrhunderte in ihrer Familie verblieb.

Aber eine solche Charakterisierung wäre viel zu eng für

diese Familie, die in den folgenden Jahrhunderten auch

in den Stiftern Münster, Paderborn und Hildesheim reichen

Besitz und und angesehene Positionen innehatte.

Von Haus Letmathe, sechs Kilometer westlich von Iserlohn

gelegen und einstmals Besitz der gleichnamigen

Familie, war Hunold von Letmathe der Junge, anders genannt

der Schele, ausgezogen und hatte um 1378 Elseke

von Langen geheiratet5. Elseke war die Erbin des gleichnamigen

Hauses Langen im Kirchspiel Westbevern

(heute Telgte). Die beiden Eheleute begründeten mit

ihrer Nachkommenschaft die Linie von Letmathe auf

Langen, die 1702 mit Heidenreich von Letmathe erlosch6.

Mit der Hochzeit Schonebecks von Brabeck und Annas

von Letmathe rückte noch einmal, wenn auch nur in

historischer Erinnerung, das Haus Letmathe in den Mittelpunkt,

weil beide, Braut und Bräutigam, diesen Sitz

gewissermaßen als ihren Ursprung ansprechen konnten.

Dies ist unter beiden Familien zweifellos bekannt gewesen.

Noch mehr verband jetzt aber beide Geschlechter

die zielgerichtete Familienpolitik, die eine Versorgung

der Kinder mit Stifts- und Domkanonikaten im Auge

hatte. Sie ist bei der Familie von Brabeck ebenso ausgeprägt

wie bei den Letmathes festzustellen.

Brüder des Bräutigams waren Domherren zu Münster:

Engelbert von Brabeck saß seit 1582 im Domkapitel und

wurde kurz vor seinem Tod († 20. Dez. 1620) zum Domscholaster

gewählt7. Walter hatte es schon 1577 zum

Paderborner Domherrn gebracht, wurde dort 1590 Domdechant

und 1592 Dompropst. In Münster hatte er 1581

ein Domkanonikat erhalten, das er 1625, kurz vor seinem

Tode, resignierte8.

In diesem Umfeld dürfte auch die Heirat Annas von Letmathe

einer familienpolitischen Absicht gedient haben.

Im Nachhinein hat sich dies jedenfalls bestätigt. Denn

das Braut- und Ehepaar von 1585 wurde Ursprung der

Linie von Brabeck auf Haus Brabeck (nordwestl. von

Gladbeck), das ihnen von ihrem ältesten Bruder bzw.

Schwager Johann von Brabeck erblich zufiel, als dieser

1607 kinderlos starb9. Über die Enkelin Kiliane (verheiratet

mit Johann Christoph von Beverförde-Werries) der

Eheleute Schonebeck und Anna von Brabeck geb. Letmathe

fiel das Haus Langen nach dem Tode Heidenreichs

von Letmathe an Bernhard Engelbert Christian

von Beverförde, Herrn zu Werries und Wemesloh (bei

Otmarsum/NL)

 

 

 

2. Die Kostenaufstellung über die Hochzeitsfeierlichkeiten

Bevor auf die Abrechnung über die Hochzeitsfeierlichkeiten11

Schonebecks von Brabeck und seiner Braut näher

eingegangen wird, soll diese als eine seltene und kulturgeschichtlich

bemerkenswerte Überlieferung im Wortlaut

zum Abdruck kommen. Dabei wurde die Konsonantenverdoppelung

von n und t in der Wortmitte und am

Ende vereinfacht und der heutigen Schreibweise angeglichen,

soweit dies den Lautwert in der Aussprache

nicht verändert. Die römischen Ziffern wurden in arabische

umgewandelt, Bruchteile von Geldeinheiten in den

rechts ausgeworfenen Spalten im Dezimalsystem ausgedrückt.

Die in der Quelle benutzten Abkürzungen dal, ß,

d wurden in den linken Spalten gekürzt als dlr für Taler, ß

als sh für Schilling, d als den für Pfennig; im Text erscheint

d als den., um Verwechslungen mit dem Artikel

zu vermeiden. Andere geläufige Abkürzungen wie z. B.

das gelegentliche lb als punt und sc für scepel (Scheffel)

sind stillschweigend aufgelöst worden.

 

[Außentitel, zeitgleich mit der Kostenaufstellung vergeben:]

Walter von Letmate auff der Horsterstraßen zu Münster

berechnet. – Unterschitliche quitungen von Waltern Lethmate.

[Bl. 1 r]

Rechenungh der uffgelauffender unkost des brutlichen

eherentages des edeln und ernvesten Schonnebeck von

Brabecke zu Schonnebeck als brudgams und der edler

ehr- und viltugentreicher junfferen Annen van Lethmat

der bruitt etc.

Item meister Dideriche, den kock, tlr sh den

bowinkopt, gegeven – 3,5 –

Item die stades spellude bowinkopet,

gegeven – 14 –

Item gegeven Rottger, das er etzliche tide

holp arbeiden – 3 –

Item gegeven vor kalck und einen, die

gewittet und den estrich licke gelacht und

van allen gemachena [und] uth den keller

den dreck geflegen und sunst gearbeidet 1 5 –

Item vor liem – – 6

Item die fraw tho Visscherinck is twe maill,

ider reise eine nacht, hir gewest bie der

frawen von Lethmate, und 2 pferden 2

nachten mit den vor knechten bie mir

gehatt, thosamen vor how und haveren – 16 –

Item vor negel gegeven 10 –

Item gekregen 4 voder holtz van Langen,

weren 8 mans bie, idern 1 wegge van

3 den. und 1 quart kotz van 4 den. – 4 8

Item gekofft 2 voder speller holtz vor 2 4 4

Item van beiden schorsteinen to keren,

gegeven – 5 –

summa lateris 5 daler 17 sh 6 den

1538.

[Bl. 1 v] tlr sh den

Item tho den 7 punt wasses 2 punt

togekofft, dat punt vor 6 1/2 sh, und

van den 4 torssen de stock da to gedaen

und auch zu makeloen der waßkerssen,

is tosamen 1 2 –

Item van den dreck uthtovoren, auch

ethwas vor der doren hen, gegeven – 2 3

Item vor ablaten – 2,5 –

Item gekofft viff verdel hardockes vor – 2,5 –

Item vor graw poppier – – 6

Item van den tholast wines und auch ein

kar sandes to voren gegeven – 4 3

Item gesant in das huis 7 tunnen kotz van

6 den., die tunne vor 2 daler 3 sh, is 14 21 –

Item darvan to dregen 7

Item noch 3 aem, 8 verdel und 1 quart

weines, den aem vor 13 1/2 daler, is 44 15 –

Item den weinschroder, davon uth und

wedder in to schraden – 6 4

Item seinen knechten – 1,5 –

Item uth der kramer huis gehuret

6 bencke, noch 1 lange banck, 2 brantroden,

2 bratspitte, 3 bratpannen, de kockepanne,

2 rostern, 3 haele, 1 vurschoffel, 1 vurvorcke,

5 taffelen, 14 schragen, 4 schabellen,

5 voettbencke, 1 hundert witte teller,

12 lochters, 3 pipentoten, darto tosamen van – 19 2

Item 7 teller verlaren – – 7

summa lateris 62 daler 12 sh 7 den.

[Bl. 2 r] tlr sh den

Item bothallt vor backegelt und nachgehalet

broit 5 17 –

Item des beckers knechten und megeden

gegeven – 3 –

Item in Vossepols huis hefft Adrian van

Enseden, drost etc., 4 pferde 4 nachten

gehat, von idern perde die nacht 3 sh, is 1,5 – –

Item Johann van Brabecke 3 nachten midt

3 pferden, is 1 3 –

Nortkercke mit 6 pferden 4 nachten, ider

pfert 3 sh die nacht tor ruffoderunge, is 3 – –

Item mit diesen 13 pferden in Vossepals

huis vervodert 2 molt haveren, dat scepel

6 sh, is 6 – –

Item an kote verdruncken in Vossepals huis – 4 –

 

Item betalt dem scheincker, so vor und

nach holp aff und andregen, gegeven – 8 –

Item gegeven den breder – 12 –

Item gegeven vor 6 romer, die thobracken

weren und vort van den anderen glasen

tho huren – 13 2

Item gegeven van dren pollen und twen

schermen uth der companie – 3 8

Item den dorwerder 0,5 – –

Item den vurbotter, de lange tit bevorns

gearbeidet – 20 –

summa lateris 20 daler 11 sh 10 den.

[Bl. 2 v] tlr sh den

Item den kleinsnider salffanderde, so lange

gearbeidet und bevorens alle beddestedden

gesatt, vort alle taffelen und bencke und

dellen darunder gelent, auch dat he etzlich

holt und bredder darumb hadde gekortet 2 5 –

Item seinen knechte to dranckgelde – 3 –

Item pastori Lamberti vor die

thosamengevungh 1 rickesdaller, is 1 4 –

Item in des pastors huis vor eren moie,

deweill die samengevungh dar gesach,

gegeven – 11 –

Item vor 1 stenen pott, so tobracken was,

und van 11 potten tor huir – 3,5 –

Item van den saltvatern tor hur – 4 –

Item vor 4 sack kollen und etzliche brende 1 8 –

Item vor 2 swinne viff rickesdaller und

24 sh, is 6 20 –

Item vor den ossen 16 rickesdaller und

1 ort, und das vell wedder zurugge, is 18 23 –

Item den slechters gegeven – 4 4

Item ein pott vor – 14 –

Item gekofft 4 verdel van kalve vor – 19 2

Item vor rosenwater – 1 –

Item vor packegarns – – 8

Item den segeler, das er licentiam gaff der

zusamengiebungh, unverkundiget und

binnen hueses 1 goltgulden und

1 rickesdaller 2 10,5 –

summa lateris 34 daler 22 sh 5 den.

 [Bl. 3 r] tlr sh den

Item den deineren in der segelkameren

gegeven – 11 –

Item noch gekofft 9 potte vor – 16,5 –

Item Berndt tor Bracht vor 1 voder

bokenholtz 1 4 4

Item van sunt Antonius broderschupf

gehuret 39 schottelen vor – 3 3

Item noch 23 krose vor – – 23

Item van den schutten 40 schottelen vor – 3 4

Item der brudtgam Brabecke hait mit

2 pferden vom mantage uffn frigtach bei

mir gehalten, als 4 nachten, van ideren

pferde 2 sh die nacht, is – 26 –

Item an haveren vervodert 4 scepel, is 1 – –

Item Heidenreich Droste der junger mit 5

pferden 3 nachten, is 1 6 –

Item an haveren vervodert 10 scepel, is 2,5 – –

Item Schedelich mit 6 pferden, davon drei

pferde 2 nachten und 3 pferde 3 nachten

gehalten, is 1 6 –

Item an haveren 13 scepel, is 3 6 –

Item Hinrich van Enseden mit 2 pferden

4 nachten, is – 16 –

Item an haveren 4 scepel, is 1 – –

Item gekofft 1 quart senneps vor – 3 –

Item gekofft 2 punt 1 verdel swilles,

das punt 4 sh, is – 9 –

Item vor ettick – 5 4

Item vor 1 spint weitz und 1 spint haveren

vor honden1 (handen?) – 4 –

summa lateris 15 daler 3 sh 8 den.

1 gemeint sind vermutlich die Hunde der Gäste

[Bl. 3 v] tlr sh den

Item Wolterken zu Langen 2 maill ein

mengelen weines gehalet, is 1 quarte, darto

den kocken gesant, er die wein uffgestecken

wort, 7 quart, die quart 3 1/2 sh, is 1 4 –

Item 4 rige sipels und 4 kabuis hoveder vor – 7 –

Item Fennen, die die schottelen waschen,

gegeven – 6 –

Item Elßen hat 9 tage gearbeidet, gegeven – 10 –

Item Trinen hatte 14 dage gearbeidet,

gegeven – 18 –

Item vor bostandt – 10 –

Item vor brun dock – 3,5 –

Item 1 punt kruttkoken – 2 –

Item vor kostbeir, so die kocke vor der

gesellschafft mit den, so ein thovanck

gedaen, auch mit vor die, so holt gebracht,

auch ander botten, so wilbraett gebracht

und offt die nacht geblieben, thosamen

mit auch den stockvisch, heringe,

schelvische, aell, so die nachfolgende

frigtach und saterstach vor junckhern und

den gantzen umbloeff verdaen, alß 5 18 –

Item vor koet, so bie toten nachgehalet 3 3,5 –

Item van Albert van Gulich und der

Glandrupeschen an kruide bo[nen], so dar

was gehalet 1 2,5 –

Item noch hebbe ich uthgelacht vor 1 pegel

mosters, auch an reiden gelde angeteken,

thosamen – 5 10

Item vor kruittbonen und 2 quarten butterdranckes

luitt einer zettelen 7 8 –

Item 6 punt prumen van damast, dat

punt 3 sh, is – 18 –

summa lateris 21 daler 19 sh 10 den.

[Bl. 4 r] tlr sh den

Item van Luttiken Schonnebeck entfangen

40 velthonder, 12 hanen, 6 gense, 4 einten,

1 siden speckes, 3 schincken, 3 tungen,

3 halve hovede, 3 stuck rinthfleischs,

3 keisse, 1 vetteken mit botteren, noch

8 hasen; den knechten tho drankgelde

gegeven – 3 –

Item Adrian van Enseden 1 kalkuneschen

hanen und 6 velthonder her Walter van

Havickscheitt, pastor in Corde, gesant

etzliche gute vissche; den botten gegeven – 2 4

Rorup gesant 10 velthonder und gude

vissche

Item Johann van Brabecke gesant

van das huis Lethmate 1/2 rhee und einen

hinderloeffer vom wilden swinne; den

botten gegeven – 6 –

Noch Johann van Brabecke van Lethmate

gesant 1 ree; den botten gegeven – 6 –

Item van Langen entfangen 2 siden

speckes, 4 schinken, 4 halve hovede,

4 stuck rinthfleischs, 4 tungen, 250 eiger,

1 hasen 1 kanineken, 1 hogen keise, noch

viff hasen, gute verssche vissche, 2 schape,

8 gense, 25 delhonder;

den botten gegeven – 3 –

Item Bernhardus Raestrup, amptman zu

Borchorst, 1 hasen, Serries van Schedelich

zu den Oesthave gesant 2 hasen,

2 kalkhunesche honder;

den botten gegeven – 3 –

summa lateris 20 sh 4 den.

[Bl. 4 v] tlr sh den

Johann van Lethmate, cumptur zu der

Horst, 17 velthonder; den knechte gegeven – 2,5 –

Item der her thumbdechann[t] gesant

10 velthonder; seiner Erw[wurden]

magt gegeven – 3 –

Item Gerdt Kock, vaget tho Horstmar,

wegen des drosten gesant 2 hasen und

viff velthonder; dem botten – 2,5 –

Noch Gerdt Kock wegen uffgemelten

drosten gesant 2 hasen, 2 antvogel,

6 velthonder; dem botten gegeven – 3 –

Noch wolgemelter Droste van Visscherinck

gesant 1 vett kalff, 1 vett vercken

und 2 swanen

Item die Droste van der Wolbecke gesant

dem hern thumbscholaster 1 hasen;

dem botten gegeven – – 23

Item der her thumbscholaster hat von dem

Ahuis gesant 1 ree; den botten gegeven – 5 –

Nortkercke gesant 10 velthonder

Gekoffta:

Item 10 punt canarien suckers gekofft,

dat punt 9 sh, is 3 18 –

Item 1 quarte oliven vor – 9 –

Item 3 punt carinten, dat punt 4 sh, is – 12 –

Item 3 punt caperen, dat punt 4 sh, is – 12 –

Item 1 punt muscq vor – 16 –

Item 1 1/2 punt peppers, vor dat punt

18 sh, is 1 3 –

Item 2 punt confect uff caneill, dat punt

vor 17 sh 8 den., is 1 16 –

summa lateris 8 daler 17 sh 3 den.

a dies am linken Rand vor der nachstehenden Aufzählung ausgeworfen.

[Bl. 5 r] tlr sh den

Item 2 punt confect uff apfel snetlen

van Oranien, dat punt 12 sh 8 den., is 1 16 –

Iten 1 punt uff mandelen vor – 10 –

Item 2 punt uff annis vor – 20 –

Item 2 punt calanden vor – 20 –

Item dem smidde, das er vor und

nach gemacht, gegeven – 21 –

summa lateris 3 1/2 daler 2 sh 4 den

summa summarum 192 daler 23 schilling

den daler to 24 sh

[Am Rand:] Facit die halffscheit

hirvan 96 daler 1 schiling 10 1/2 den.

Item van brudes seiten alleine verlacht, tlr sh den

dar der brudtgam jegen geleich sovill

uißegegeben hefft. Item den dren stadtz

spellueden 2 rickeßdaler, facit 2 8 –

Item den beiden kocken 1 rickeßdaler, is 1 4 –

Item den beiden m[eister] Hermans den

sniders, so mit gedeinet 1/2 rickeßdaler, is 0,5 2 –

Item Mauritius den jodden – 22 –

Item Hans Harpensleger – 22 –

Item den segeler, das er stipulationem

nam, umbe den wech, dar gedaen

1 rickeßdaler, is 1 4 –

Item sein w. deiner – 6 –

Item Holter die hillichsboreddungh,

Lethmaten assecuration und Brabecken

resignation geschreven, vort die

assecuration und resignation to besiegelen,

tosamen 6 1/2 daler, darvan ich wegen

Lethmaten uthgelacht 3,5 – –

Item den copisten zu dranckgelde – 6 –

Summa uffgemeltz 11 daler 2 sh hait der edele

Temme van Lethmate mich botalet.

Summa summarum 204 daler 1 sh 9 den

[Bl. 5 v]

Summa summarum aller utgave facit an rickeßdalern 224

rt 15 sh und 11 den.

Noch entfangen 11 sh 10 1/2 den van Lethmate.

Bekenne ich, Walter van Lethmate, van dem edlen und

ernvesten Temmen van Lethmate zu Langen entfangen

sein edel Liebden quote und annpart, so sein edel Liebden

davon zutaxert und zu bozalen ufferlacht ist worden, darvon

ich dan etzliche verscheidene quitanzien vor und

nach gegieben, wie ich uffrechnunge entfangen hebbe,

und dieser seiner edel Liebden zugerechender summen

mich gentzlich gutter bozalung bodancke. Zu urkundt

dieser meiner selbst hantschrifft, datum anno etc achtzich

und vive am mitwochen nach dem hilligen sundach Invocavit.

[auf dem unteren Blattrand:] restert Lethmaten 96 daler

to 24 sh.

 

 

 

3. Organisation und Ablauf der Hochzeitsfeierlichkeiten

Die Heirat Schonebecks von Brabeck mit Anna von Letmathe,

bisher noch ungewiß auf den Zeitraum 1585-1600

datiert12, hat im Jahre 1585 stattgefunden, und zwar vor

der für Eheschließungen geschlossenen Fastenzeit. Darauf

weist auch die Eheberedung hin, von der im Archiv

des Hauses Langen eine beglaubigte Kopie erhalten geblieben13

und deren Anfertigung ebenfalls in der Kostenaufstellung

notiert ist. Sie datiert vom 5. Februar 1585

und ist sicher wenige Tage vor dem Trauungsakt ausgefertigt

worden. Die Hochzeit wurde wahrscheinlich am

22. Februar vollzogen. Dieses Datum ergibt sich mit

großer Wahrscheinlichkeit aus den Zahlungsterminen

des Brautschatzes, den die Eltern in drei Jahresraten der

Braut zu geben versprachen: erstmals zur Zeit der Heimbringung

der Braut und in den beiden folgenden Jahren

jeweils auf Cathedra Petri (22. Februar). Mit diesem Termin

erneuert sich mehrfach nach Jahr und Tag das Hochzeitsdatum.

 

Dessen Datierung ergibt sich auch aus der

abschließend quittierten Abrechnung über die Kosten

der Hochzeitsfeierlichkeiten, die Walter von Letmathe

mit dem Brautvater Temme von Letmathe am Mittwoch

nach Sonntag »Invocavit« (13. März 1585) vornahm, als

das Fest verrauscht war und man die entstandenen

Kosten überschaute.

Walter von Letmathe, der sich mit dem Brautvater die

von der Familie von Letmathe übernommenen Hochzeitskosten

teilte, war der Onkel der Braut und lebte als

Bürger zu Münster. Nach dem Tode seines Bruders

Temme führte er die Vormundschaft über die 1594 noch

minderjährigen Kinder Walter und Franz von Letmathe

zu Langen14. Wenn der letzte Quittungsvermerk wirklich

wie angegeben von der Hand Walters ist, dann hat er

nach dem Schriftduktus zu urteilen die gesamte Reinschrift

der Kostenaufstellung selbst angefertigt,

während die Vorlage von einer schreibkundigen Person

seines Gesindes zusammengestellt worden ist. Dies geht

aus einigen Wendungen in der Kostenaufstellung hervor,

die respektvoll von den Herrschaften reden, z. B. Item die

fraw tho Visscherinck is twe maill [...] hir gewest bie der

frawen von Lethmate (Bl. 1 r). Denkbar wäre freilich

auch, dass die Reinschrift durch den Rentmeister des

Hause Langen besorgt worden ist. – Walter hat nicht nur

zur Bestreitung der Festkosten beigetragen, sondern

auch sein Haus auf der Hörsterstraße in Münster für die

Hochzeitsfeierlichkeiten zur Verfügung gestellt.

Die frühe, noch zur Winterszeit stattgefundene Hochzeit

erklärt die Anfuhr beträchtlicher Mengen Holz, das zur

Aufwärmung des Hauses diente, und machte auch die

Anlieferung von leicht verderblichem Fisch und Wildbret

aus Entfernungen von zwei bis drei Tagereisen möglich.

 

Die Hochzeit oder der Ehrentag, – so heißt es in der Quelle

–, der aus so angesehenen Familien stammenden jungen

Leute wurde mit entsprechend großem Aufwand gefeiert.

In der kalten Jahreszeit war dafür die städtische

Wohnung Walters von Letmathe eher geeignet als das

auf dem Lande liegende Haus Langen, das trotz seiner

weiträumigen Anlage für die große Zahl der erwarteten

Gäste nur wenige angemessene Wohnräume bot15. Die

Kombination des Festhauses in Münster mit dem knapp

zehn Kilometer entfernten elterlichen Haus Langen bot

dagegen hinsichtlich des Quartiers in der Nachbarschaft

und Nachschubs an Speisen, Geschirr und qualifiziertem

Personal günstigere Möglichkeiten.

Die Vorbereitungen setzten schon einige Tage vor dem

Fest mit einer gründlichen Reinigung und kleinen Instandsetzungsarbeiten

des Hauses in der Hörsterstraße

ein.

 Da wurden die beiden Schornsteine gefegt und aus

allen Gemächern bis zum Keller des Hauses, wie es

heißt, der Dreck gefegt (Bl. 1r) und weggefahren. (Bl. 1v).

Wenn unmittelbar und in scheinbarem Zusammenhang

mit der Reinigung des Hauses für »ablaten« ein ähnlich

hoher Betrag wie für das Wegschaffen des Drecks gezahlt

wurde, könnte man an das ›Ablassen‹ einer Sickergrube

denken. Allerdings müßte es dann im Niederdeutschen

aflaten heißen. Daher sind, zumal die Aufstellung

nicht konsequent nach Sachgruppen angeordnet ist,

eher Oblaten gemeint, die als besonderes Backwerk, z.

B. als Unterlagen für Konfekt, genutzt wurden.

Um den Estrich oder Fußboden zu ebnen, wurde Lehm

beschafft, der Kalk diente dem Weißeln der Räume und

die angefahrene Karre Sand, soweit er nicht für Reinigungszwecke

benutzt wurde, mag auf kleinere Maurerarbeiten

und auf sein Streuen gegen Winterglätte vor der

Haustür hindeuten. Diese Arbeiten zeigen, dass damals

selbst für einen gehobenem Haushalt nicht unsere gewöhnlichen

heutigen Reinlichkeitsmaßstäbe galten. Danach

wurden weitere Flickarbeiten durch einen Schmied

(Bl. 5 r) ausgeführt, während ein Kleinschnitzer und sein

Knecht die Bettstellen für länger bleibende Gäste setzten,

Tische und Bänke aufstellten und Dielen zum Ausgleich

des Niveaus und als Fußbänke darunter legten.

Da die Jahreszeit noch dunkel und kalt war, mußte entsprechend

viel Heizmaterial, insgesamt sieben Fuder

Holz, darunter ein Fuder ruhig brennendes Buchenholz

für den offenen Kamin, beschafft werden. Vier Sack

(Holz-)Kohle und etzliche brende dürften sowohl für besondere

Zwecke in der Küche als auch in Kohlebecken

zum Aufwärmen gedient haben. Hier könnten auch die

aus der Companie geliehenen Schirme als Schutz gegen

die abstrahlende Glut gedient haben. Die neun Pfund

Wachs wurden sicher für die Beleuchtung auf den Tischen

und sonst im Hause zu Kerzen gezogen, während die

vier Fackeln (Torsten) draußen zur Begleitung der Gäste

im nächtlichen Dunkel und außerhalb des Hauses dienten.

Für ein so großes Fest war selbst in dem gewiß wohlhabenden

Haushalt Walters von Letmathe nicht alles notwendige

Mobiliar und Geschirr vorhanden.

 

Das nicht weit entfernt liegende Krameramtshaus der münsterischen

Kaufmannsgilde bot da die Möglichkeit, sechs

Bänke, eine lange Bank, fünf Tische bzw. Tischbretter

(taffelen) 14 Tischböcke (schragen), vier Stühle (schabellen)

und fünf Fußbänke gegen geringes Entgelt zu leihen.

Von dort, der St. Antonius-Bruderschaft und einer

Schützen[bruderschaft], wo man regelmäßig größere

Mahlzeiten und Gelage veranstaltete, war auch eine Ergänzung

des eigenen Tischgeschirrs zu bekommen: hundert

weiße Teller, zwölf Leuchter, drei Kannen mit pfeifenartigem

Ausguß [mit Drehhahn] (pipentoten)16, insgesamt

79 Schüsseln und 23 Bierkrüge (krose). Als zusätzliche

Küchengerätschaften entliehen die von Letmathe

aus dem Krameramtshaus zwei Brandroden, zwei Bratspieße,

drei Bratpfannen, die Kochpfanne, zwei Roste,

drei Kesselhaken (haele), eine Feuerschaufel und eine

Feuerforke. Zu den eigenen Töpfen wurden elf hinzu geliehen

und zehn weitere gekauft, auch eine unbestimmte

Zahl von Salzfässern. Nicht nur schlichte Gläser kamen

von dritter Seite, sondern auch edlere Trinkgefäße, denn

unter dem zerbrochenen Geschirr stehen auch sechs

Römer auf der Verlustseite.

Bemerkenswert ist die Beschaffung von fünf Viertel

Haartuch, das sicher als Filtersieb für Suppen und Soßen

genommen wurde. Ob es mit dem braunen Tuch und

grauen Papier dieselbe Bewandtnis auf sich hat, muß

hier offen bleiben. Unter den beschafften Materialien

fällt noch eine Position für Rosenwasser (Bl. 2 v) auf, das

vielleicht zur Übertönung weniger angenehmer Düfte

und Gerüche genutzt wurde.

Die Speisen und Getränke kamen – teils als Geschenke –

in einer solchen Fülle zusammen, dass sie hier für einen

Überblick am besten rubriziert werden. Brot, wenngleich

es nicht mengenmäßig erfaßt worden ist, – es mußte

nachgeholt werden, – hat sicher einen bedeutenden

Platz unter den Speisen gehabt. Zweifel an der Vorrangstellung

des Brotes könnten freilich die beträchtlichen

Mengen an Fleisch wecken, die detailliert aufgelistet

werden.

An Getränken standen den Gästen drei Ohm, acht Viertel

und neun Quart Wein (etwa 494 Liter) und sieben

Tonnen (etwa 1064 Liter) gehaltvollen Biers zur Verfügung.

Für Boten, Überbringer von Gaben, Gesinde und

Knechte gab es dünneres Bier17. Die zwei Quart Butter-

trank dürften eher in der Küche für die Zubereitung von

Speisen gebraucht denn als Getränk genossen worden

sein. An Gemüse und Gewürzen kaufte die Küche zusätzlich:

vier Kabusköpfe, Krautbohnen in unbestimmter

Menge, vier Reihen Zwieben, 2 1/4 Pfund swilles, ein

Quart Senf, ein Pegel Mostert, Essig, und – delikater: drei

Pfund Kapern, ein Pfund Muskat (muscq), anderthalb

Pfund Pfeffer und ein Quart Oliven.

An Fleisch aus häuslicher Tierhaltung konnten die Köche

zurückgreifen auf einen Ochsen, sieben Stück Rindfleisch,

ein fettes Kalb, vier Viertel vom Kalb, sieben (Rinder-)

Zungen, zwei Schweine, ein fettes Ferkel, sieben

halbe Schweinsköpfe (halve hovede), sieben Schinken,

drei Seiten Speck und zwei Schafe.

Das Geflügel, darunter

zwei Schwäne, die unter Kennern auch heute als besonders

schmackhaft gelten, entstammte größtenteils

der freien Wildbahn, nämlich 114 Feldhühner, zwölf

Hähne, vierzehn Gänse, sechs Enten, drei Truthähne

(kalkunesche hanen) und 25 delhonder. An Wildbret, dies

ausnahmslos geschenkt, gelangten auf den Bratspieß

oder in den Topf und auf den Bratrost 22 Hasen, ein Kaninchen,

eine Hinterkeule vom Wildschwein und 2 1/2

Rehe. Außerdem wurden als Geschenke von drei Seiten

in unbestimmter Zahl gute, frische Fische, ferner Stockfisch,

Heringe, Schellfisch und Aal gebracht. An Milchprodukten

liefen ein drei Käse, ein Fäßchen Butter und

ein hoher (hoger) Käse und schließlich 250 Eier. Dass

Köche, die ihre Kunst verstehen, aus dieser Fülle auch

für verwöhnte Gaumen etwas zaubern konnten, braucht

nicht weiter erläutert zu werden.

Die Hauptgänge wurden garniert oder abgerundet mit

außergewöhnlichen und kostbaren Konfekten und

Leckereien. Daher waltete dabei nicht die Großzügigkeit

wie beim Fleisch. Gekauft wurden sechs Pfund Feigen

(prumen van Damast), zehn Pfund Kanarienzucker, drei

Pfund Korinthen, zwei Pfund Konfekt auf Caneill, zwei

Pfund Konfekt auf Orangenscheiben, ein Pfund Konfekt

auf Mandeln, zwei Pfund Konfekt auf Anis und zwei

Pfund Koriander (calanden), das als Mittel gegen

schlechten Mundgeruch nach Weingenuß, aber auch als

Aphrodisiakum galt.

Bei den beträchtlichen Fleischmengen und den vermutlich

bereits geschlachteten, aber noch in ihrer Decke befindlichen

Tieren – erinnert sei an den Ochsen, dessen

zurückgegebenes Fell verrechnet wurde – Wildbret und

Geflügel, fragt man nach dem Gesinde, das für dessen

Versorgung und Verarbeitung zuständig war. Da lassen

sich zwei Schlächter bzw. Metzger feststellen, zwei

Köche, von denen Meister Dietrich ausweislich der Rechnung

von außen berufen und bei seiner Einstellung ein

Weinkaufgeld erhielt, ein Bäcker und seine Knechte, die

mindestens zeitweise zur Verfügung standen, ein breder,

der wohl die Gerichte vor ihrem Auftragen tafelfertig zubereitete

und garnierte, ein Weinschrader und seine

Knechte, die den Wein lieferten, und ein scheincker, der

die Getränke, Wein und Bier, vielleicht auch Speisen an

der Tafel servierte.

Die Magd Fenne spülte Töpfe und

Geschirr und dürfte sich wie Else und Trine, die zusammen

23 Tage in Arbeit standen, auch am Rupfen des

kaum überschaubaren Geflügels beteiligt haben.

Es ist kaum vorstellbar, dass sie mit dem üblichen Hausgesinde

allein diese Arbeiten bewältigten, und man ist

geneigt, den Rechnungsposten vor bostand als Ausgabe

für den Beistand, ganz junge Hilfskräfte, zu deuten.

Unter dem entlohnten Personal werden auch zwei Meister

Hermanns de sniders, so mitgedeinet erwähnt.

Mögen sie auch als Schneider zunächst in ihrem Fach

Kleider für das Brautpaar, deren Eltern und Geschwister

angefertigt oder wieder hergestellt haben, in der eigentlichen

Festrechnung, die Temme und Walter von Letmathe

gemeinsam übernahmen, werden sie für ihre allgemeine

Mithilfe entlohnt. Die vielen Boten und die nur

temporär arbeitenden Leute, wie die Holzfuhrknechte

und Biertonnenträger, werden hier übergangen, aber

zwei verdienen erwähnt zu werden: zunächst der Feuerböter

(vurbotter), der dafür zu sorgen hatte, dass in Kaminen

und Kohlebecken in Haus und Küche Holz nachgelegt

wurde, und dann der Türhüter (dorwerder), der

nicht nur die Gäste einließ und als erster empfing, sondern

sicher auch aufdringliche Gaffer und Bettler, unberufene

Gäste und kleine Diebe fernhalten sollte.

Eine Hochzeit ohne Musik ist undenkbar. Als Musikanten

engagierte man in Münster und anderwärts die städtischen

Spielleute, meist Blechbläser. In der Stadt Telgte

durften beispielsweise auf Hochzeiten allenfalls drei

Spielleute auftreten, die zusammen, – so hatte es die

städtische Obrigkeit festgesetzt –, mit höchstens anderthalb

Reichstaler entlohnt werden durften18. Von den drei

städtischen Musikanten, die die Hochzeitsgesellschaft

Brabeck-Letmathe unterhalten hatten, wurde ein jeder

mit 22 Schilling ein wenig besser entlohnt. Sicher gehörten

zu den Musikanten und Unterhaltungskünstlern des

Festes auch Mauritius der Jude und Hans Harpensleger

(Bl. 5 r), die mit dem gleichen Betrag wie die Spielleute

entgolten wurden. Harpensleger heißt schließlich nichts

anderes als Harfenspieler.

Der eigentliche kirchliche Trauungsakt fand nicht in der

Kirche statt, sondern im Hause des Pastors von St. Lamberti,

zu dessen Pfarrei ein Teil der Hörsterstraße gehörte.

Auch die Zeremonie im Haushalt des Pastors ging

nicht ohne Aufwand vonstatten, denn das Gesinde des

Pfarrers erhielt für seine Mühe eine Belohnung. Seit dem

1563 geschlossenen Konzil von Trient sollten Heiraten im

Angesicht der Kirche (»in facie ecclesie«), nicht in Privatwohnungen,

geschlossen und in Kopulationsbüchern

aufgezeichnet werden.

Wer es anders halten und zuhause

die Ehe einsegnen lassen wollte, brauchte dazu die

Erlaubnis des zuständigen Archidiakons. In diesem Fall

wurde eine Ausnahmegenehmigung, wenn nicht ausgesprochen,

so doch durch den Siegler des Domkapitels besorgt,

was keine Schwierigkeit bei den guten Beziehungen

beider Familien zum Domkapitel bereitet haben

dürfte, aber doch auch gut entgolten werden mußte.

Selbst für die Diener der Siegelkammer fiel dabei ein

Trinkgeld ab.

Ein ansehnliches Entgelt kam ferner dem Notar zu. Er

fertigte den Ehevertrag der Brautleute aus, die vertragliche

Zusicherung des Vaters Temme von Letmathe über

die Einhaltung des Brautschatzes für seine Tochter und

brachte schließlich auch die Verzichtleistung Schonebecks

von Brabeck auf andere als in der Eheberedung

zugesicherte elterliche Güter zu Papier und beglaubigte

sie.

 

Als Mitgift gaben die Eltern ihrer Tochter Anna ein beträchtliches

Kapital mit, und zwar tausend Gulden in der

Zeit der Heimbringung, weitere tausend Gulden nach

Ablauf eines Jahrs und schließlich tausend Reichstaler

nach Ablauf eines weiteren Jahres, jeweils auf Cathedra

Petri, das auf den 22. Februar fällt. Ferner statteten sie

ihre Tochter mit Kleidern und Kleinodien so aus, dass sie

bei freudigen und betrübten Anlässen in der beiderseitigen

Verwandtschaft in Ehren – standesgemäß – erscheinen

konnte. Aus dem Ehevertrag ist auch zu erfahren,

dass der Bräutigam 5000 Reichstaler erhalten und sich

mit seiner jungen Frau auf dem Hause (Klein-)Schonebeck

niederlassen sollte. Das Haus war durch die Heirat

der Erbtochter Alheit von Schonebeck mit Georg von

Brabeck [um 1550] an die Familie Brabeck gefallen19 und

erklärt den zum Vornamen des Bräutigams gewordenen

Geschlechternamen.

Wieviel Gäste erschienen auf der Hochzeit und wie lange

dauerte sie? Wenn man rechnet, dass Wolter von Letmathe

hundert weiße Teller aus dem Krameramthaus entlieh,

weitere Teller in seinem Haushalt vorhanden und

andere vielleicht vom Hause Langen kamen, darf man

getrost etwa 130 bis 140 Gäste ansetzen. Eine noch

höhere Anzahl von Geladenen würde auch die Kapazität

eines großen städtischen Hauses erschöpfen.

Das Fest dürfte drei bis vier Tage gedauert haben. Denn

es heißt (Bl. 3 v), dass der Fisch am darauf folgenden Freitag

und Samstag von den Junkern und ihrer Gesellschaft

verzehrt worden sei. Danach zählte zumindest schon der

Donnerstag als Tag der Hochzeitsfeier.

Dieser Donnerstag

war nach unseren Berechnungen das Fest Cathedra

Petri (22. Febr.), der Tag, an dem das Brautpaar sich nach

Haus Schonebeck zurückzog (Heimbringung der Braut),

das nicht weiter von Münster entfernt lag als Haus Langen,

nur westlich von Münster. Demnach dürfte die eigentliche

Hochzeitsfeier am 21. und 22. Februar in

großer Gesellschaft begangen worden sein, während am

folgenden Freitag und Samstag noch ein Teil der Gesellschaft

(junckhere und der gantze umbloeff) nach- oder

weiter feierte. Und weil der Freitag ein Fasttag war, wurden

ihnen Fischspeisen gereicht.

Zu den Gästen zählten natürlich diejenigen, die so üppig

zur Küche beigetragen hatten. Sie alle können als Verwandte

des Brautpaares identifiziert werden. Während

ihrer Anwesenheit wurden ihre Pferde zwei oder gar vier

Nächte in einem benachbarten, nämlich Vossepols Haus,

untergebracht.

 Es handelt sich um die Frau von Vischering

(2 Pferde – 2 Nächte), sicher die Schwägerin Temmes

von Letmathe, um Heidenreich Droste den Jungen

(3 Nächte – 5 Pferde), Johann von Brabeck (3 Pferde – 3

Nächte) – den vermutlichen Bruder des Bräutigams –,

ferner um Adrian von Ense (4 Nächte – 4 Pferde), Heinrich

von Ense (4 Nächte – 2 Pferde) und [Serries] von

Schedelich (2 Nächte – 3 Pferde).

Im Hause Vossepol hat auch der Bräutigam selbst für 4 Nächte 2 Pferde untergestellt.

Die Fütterung dieser Pferde mit Hafer ging natürlich

auf Rechnung der gastgebenden Gebrüder Temme

und Wolter von Letmathe.

Wahrscheinlich haben die einen oder anderen Gäste

auch Hunde mitgebracht, auf deren Futter wir den Posten:

Item vor 1 spint weitz und 1 spint haveren vor honden

(Bl. 3 r) beziehen möchten, soweit sie nicht aus dem

reichlichen Küchenabfall gefüttert wurden.

Die engsten Verwandten, die in der Kostenaufstellung

als Geschenke gebende Gäste erscheinen, unterzeichneten

nebst den Brautleuten auch den oben erwähnten

Ehevertrag von Brabeck – von Letmathe. Auf Seiten des

Bräutigams waren dies der verschwägerte Walter von

Havkenscheidt20, der zum Konvent des Prämonstratenserstifts

Cappenberg zählte und als Pastor zu Coerde

fungierte, Nikolaus von Rodorp, Johann von Brabeck,

Walter von Brabeck, Domherr zu Münster, Jürgen von

Brabeck, Statthalter des Vests Recklinghausen, sowie

Adrian von Ense, Droste des fürstbischöflich-münsterischen

Amtes Stromberg.

Auf Seiten der Braut unter-

schrieben nach ihr der Vater Temme, Heinrich Droste,

Domscholaster zu Münster, Heidenreich Droste zu Vischering

d. Ä. und der jüngere Heidenreich, Amtsdroste

zu Horstmar und Ahaus, Serries von Schedelich zum Osthof

und Dietrich Nordkirchen zu Westhausen21.

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass eine auf den ersten

Blick anscheinend belanglose Rechnung sich bei

näherer Durchsicht als eine kulturgeschichtlich hochinteressante

Quelle entpuppt, die zum Festessen und zum

Ablauf einer Hochzeit in Adelskreisen des ausgehenden

16. Jahrhunderts recht aussagekräftig ist.

 

 

 

4. Worterläuterungen zur Quelle

bowinkopen einen (Arbeits-)Vertrag mit

einem Handgeld bestätigen

spellude Spielleute, Musikanten

gewittet geweißelt

licke gelacht eben gemacht, geebnet

liem Lehm

how und haveren Heu und Hafer

voder Fuder

wegge Wecken, kleines Brot

kot Keut, Bier

speller holtz gespaltenes Holz

wass Wachs

waßkerssen Wachskerzen

uthtovoren auszufahren

dor Tür

ablaten Oblaten als Backwerk (?)

hardock härenes Tuch zum Sieben

bzw. Ausfiltern von Flüssigkeiten

tholast wines Weinfass besonders großen

Ausmaßes

kar Karre

dregen tragen

aem Ohm, Hohlmaß (ca. 150 Liter)

quart Quart, Hohlmaß (1,3 Liter)

verdel Viertel = 4 Quart

winschroder Weinschröder, s. schraden

schraden Weinfässer mittels Leiterbäumen

auf- und abladen

huren (gehuret) heuern, mieten

brantrode Brandblock; eiserner Bock

zum Auflegen der Brandscheite

bratspitte Bratspieße

kockepanne Kochpfanne

hael Kesselhaken

vurschoffel Feuerschaufel

vorvorcke Feuerforke

taffelen Tischplatten, Tische

schragen tragender Tischuntersatz mit

gekreuzten Beinen, Tischbock

schabellen Brettstuhl mit Rückenlehne

und schräg abstehenden

Beinen

voettbencke Fußbänke

lochters Leuchten

pipentoten Gefäße zum Ausschenken mit

gekrümmtem Schnabel

verlaren verloren, verlustig, abhanden

 

bothallt bezahlt

megede Mägde

ider(n) jeder, jedem

ruffoderunge Rauhfutter

scepel Scheffel, Hohlmaß insbesondere

für Getreide

scheincker Ausschenker, Aufwärter für

die Getränke

breder Zubereiter

romer Römer, kostbares, feines

Trinkgefäß aus Glas

thobracken zerbrochen

polle Pfühle, Kissen

scherme Schirme, (Ofenschirme)

dorwerder Türwärter

vurbotter Feuerböter, Feuerheizer

kleinsnider Kleinschreiner, Tischler

salffanderde selbst und ein anderer, also:

zu zweit

beddestedden Bettstellen

dellen Dielen für den Fußboden,

Bretter

thosamengevungh Zusammengebung, Trauung

moie Mühe

gesach geschah

saltvater Salzfässer, -fässchen

kollen Holzkohle

slechter Schlachter, Metzger

packegarn Garn, Bindfaden

segeler Siegeler (Domherr), der hier

die Lizenz für die Trauung

ausstellt

deinere Diener, Bedienstete

segelkammer Siegelkammer,

Dienstgebäude des Siegelers

broderschupf (Schützen)bruderschaft

schottelen Schüsseln

krose Bierkrüge, Trinkkanne

schutten Schützen

sennep Senf

swilles Hefe (?)

ettick Essig

spint Spind, Hohlmaß

mengelen kleines Maß für Flüssigkeit,

insbes. für Wein

sipels Zwiebeln

kabuis hoveder Kohlköpfe

bostandt Beistand, Hilfe

dock Tuch

kruttkoken Gewürzkuchen

thovanck mitgebrachte Zugabe

(für die Küche ?)

saterstach Samstag

bie toten Toten = Name eines Bierbrauers

oder Krämers?

kruide Kraut, kruide bonen –

Krautbohnen

pegel Hohlmaß (mit Messknöpfen,

-ringen zum Ablesen der

Menge)

moster Mostrich, Senf

an reiden gelde an barem Geld

luitt laut

prumen van damast Pflaumen von Damaskus,

wohl Datteln

halve hovede halbe (Schweins)köpfe

vetteken Fäßchen

kalkunescher han welscher Hahn, Truthahn

velthonder Feldhühner; Ggs. delhonder

eiger Eier

verssche vische frische Fische

delhonder Hühner, die auf der Diele,

Tenne gehalten werden

cumptur Komtur (der Deutschordenskommende

Horst)

vaget Vogt, Amtsvogt

antvogel Wildenten

canarien sucker Rohrzucker, meist aus Westindien

u. den kanarischen Inseln

carinthen Korinthen

muscq Muskat

caneill canella = Zimt, Zimtstangen

apfel snetlen van Oranien Orangenscheiben

calanden Koriander

halffscheit Hälfte

verlacht ausgelegt

jodde Jude

stipulatio (Ehe-)Vertrag

hillichsboreddungh Ehevertrag

assecuration schriftliche Zusicherung,

Versicherung

resignation Verzicht, Auflassung

annpart Anteil

quitanzien Quittungen